Wie bei vielen anderen Hunderassen ist auch der Australian Shepherd nicht ganz verschont von rassespezifischen Erkrankungen.
MDR1-Defekt – genetisch bedingte Ivermectin Empfindlichkeit
Es handelt sich beim MDR1-Defekt nicht um eine Krankheit (wie es oft dargestellt wird) sondern um einen genetischen Defekt in der Blut-Hirn-Schranke bei gewissen Medikamenten. Der MDR1-Defekt kann vorrangig bei allen Hütehund-Rassen und deren Mischlinge auftreten!
Der MDR1-defekt ist seit über 20 Jahren bekannt und ist ein wichtiger Bestandteil der Blut-Hirn-Schranke. Wenn bei betroffenen Hunden dieses Gen defekt ist, führt dies zu einer mangelhaften oder gar fehlenden Synthese des P – Glycoproteins. Dadurch kommt es letzt endlich zu einer Überempfindlichkeit bestimmter Medikamente.
Dies stellt das eigentliche Problem dieses Defekts dar. Bei betroffenen Hunden haben bestimmte Medikamente daher toxische (giftige) Nebenwirkungen, die bis zum Tod führen können. Solche neurotoxischen Symptome sind zum Beispiel: Bewegungs- und Koordinationsstörungen, Zittern, Benommenheit, Erbrechen, Desorientiertheit und vermehrter Speichelfluss. Bei höheren Dosen folgen komatöse Zustände bis hin zum Tod.
Aufgrund der gravierenden Folgen für betroffene Hunde wird bei bestimmten Rassen ein Gen-Test empfohlen.
Wichtig: Besitzer eines Hunde mit MDR1-Defekt sollten einiges beachten.
Der behandelnde Tierarzt sollte über den Defekt informiert werden, denn ein solcher Hund gilt grundsätzlich als Risikopatient. Auch sollte der Besitzer bei Medikamentengaben vorsichtig sein!
Auf keinen Fall sollten betroffene Hunde Pferdekot fressen, da dieser eventuell einen der gefährlichen Wirkstoffe in unveränderter Form enthalten kann. (wenn z.B. das Pferd entwurmt wurde.)
MDR -/- | Der Hund ist selbst betroffen und vererbt es im Zuchtfall weiter. | |
MDR +/- | Der Hund ist selbst nicht betroffen, ist aber Träger des Gen-Defekts und vererbt es an seine Nachkommen weiter. | |
MDR +/+ | Der Hund ist frei vom Gen-Defekt |
Hereditärer Katarakt
Der Katarakt ist auch als “Grauer Star” bekannt und ist ein allgemeiner Begriff für jeder Art der Linsentrübung. Die meisten Formen von Katarakt entwickeln sich beim Hund erst spät im Leben. So wird Katarakt oftmals bei alten und diabetischen Hunden beobachtet. Meist schreitet die Trübung der Linse aber eher langsam voran. Der Hund gewöhnt sich an das eingeschränkte Sehfeld und lernt damit zurecht zu kommen. Erst im Endstadium der Krankheit kann man auch als “Laie” die trübe Linse von außen erkennen.
Katarakte sind das Symptom vieler ineinander greifender Prozesse in der Linse bzw. der Augenkammer. Sie können durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden und ihre Entstehung bzw. Entwicklung kann auch durch genetische Defekte des Stoffwechsels begründet sein. Neben Umwelteinflüssen, Infektionen oder Vergiftungen, kann es durchaus auch mehrere genetische Gründe dafür geben, das ein Katarakt angeboren existiert und bleibt (kongenital) bzw. angeboren ist, sich aber erst später entwickelt (nicht kongenital). Daher ist es wichtig, die verschiedenen Bilder der Katarakte zu unterscheiden. Erfahrene Tierärzte können weitgehend sicher die Erscheinungsformen differenzieren und so mit hoher Wahrscheinlichkeit diagnostizieren, ob ein typischer erblicher (=Hereditärer Katarakt) oder ein (z.B. durch Umwelteinflüsse) erworbener Katarakt vorliegt.
Der Hereditärer Katarakt (HC) ist eine Form des erblichen Grauen Stars. Nach bisherigem Wissensstand liegt bei HC ein autosomal rezessiver Erbgang zugrunde. Das bedeutet, auch zwei Elterntiere , die selbst nicht am Grauen Star erkrankt sind, können Trägertiere sein und somit kranke Nachkommen zeugen. Die Erkrankung betrifft hauptsächlich den Linsenkern und bewirkt eine mehr oder weniger ausgeprägte Sehstörung. Bei starker Sehstörung kann die Linse operativ entfernt werden. Leider kann man diese Erkrankung anfangs von außen nicht erkennen, so das die typische Trübung der Linse nur durch eine Augenuntersuchung beim Tierarzt festgestellt werden kann.
Man kann seinen Hund auf den erblich bedingten HC (Hereditärer Katarakt) untersuchen lassen.
Alle betroffenen Hunde, sowie Träger des HC sollten aus der Zucht ausgeschlossen werden!!
Genotyp N/N (homozygot gesund) | Dieser Hund trägt die Mutation nicht und wird nicht am HC erkranken. Er kann die Mutation nicht ans eine Nachkommen weitergeben. |
Genotyp N/HC (heterozygoter Träger) | Dieser Hunde trägt eine Kopie des mutierten Gens. Aufgrund des dominanten Erbgangs, hat der Hund ein hohes Risiko am HC zu erkranken. |
Genotyp HC/HC (homozygot betroffen) | Dieser Hunde trägt zwei Kopien des mutierten Gens und hat ein extrem hohes Risiko am HC zu erkranken. Er wird die Mutation zu 100% an seine Nachkommen weitergeben. |
CEA – Collie Eye Anomalie
Bei dieser Krankheit handelt es sich um eine Erbkrankheit. Es kommt zu Veränderung der Netzhaut am Auge und kann in verschiedenen Schweregraden ausgeprägt sein. Die Krankheit verläuft unbemerkt. Es kann auch zur Ausbildung so genannter Kolobome kommen , zu erkennen durch eine Ausbuchtung der Netzhaut im Bereich des Sehnervenkopfes. Wenn das Kolobom große Teile der Netzhaut einnimmt, kann es zur Beeinträchtigung der Sehkraft kommen. Bei der schlimmsten Form der CEA, kommt es durch Blutgefäß Veränderung zu Blutungen an der Netzhaut. Dies kann eine Netzhautablösung zu Folge haben, was zur Erblindung des Hundes führt.
Der Schweregrad der Erkrankung verändert sich im Laufe des Lebens nicht. Was bedeutet, das ein betroffener Hund nicht erst im Alter erkrankt. Die mildeste Form der CEA kann bei Welpen bis zu einem Alter von 9 Wochen festgestellt werden. Danach wird sie durch Pigment-Einlagerungen überdeckt.
Ein DNA-Test ermöglicht den direkten Nachweis der verantwortlichen Mutation.
PRA – Progressive Retinal Atrophy
PRA ist eine vererbbare Augenerkrankung bei Hunden. (Nicht nur beim Australian Shepherd) Diese Erkrankung führt im Endstadium immer zur Blindheit! Es handelt sich um eine Erkrankung der Netzhaut (Retina). Die Netzhaut befindet sich auf der Innenseite des hinteren Augapfels und enthält die Sehsinneszellen (Stäbchen und Zapfen). Diese Zellen absorbieren das durch die Augenlinse gebündelte Licht und verwandeln es in Signale. Diese werden über en Sehnerv zum Gehirn weiter geleitet und dort zu einem Bild verarbeitet. Die Stäbchen sind spezialisiert auf die Signalaufnahme im Dämmerlicht. Die Zapfen dagegen für die Verarbeitung bei Tageslicht. Bei PRA sterben zuerst die Stäbchen (Dämmerlicht) danach die Zäpfchen (Tageslicht).
Man hat die Möglichkeit, seinen Hund auf die vererbbare PRA-Erkrankung durch einen DNA-Test untersuchen zu lassen.
HD – Hüftgelenksdysplasie
HD ist eine Erkrankung des Bewegungsapparates. Es ist eine genetisch (also erblich) bedingte Fehlbildung eines oder beider Hüftgelenke.
Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk. Beim gesunden Hüftgelenk sitzt der Oberschenkelkopf tief in der so genannten Pfanne am Beckenknochen, die Gelenkflächen sind mit Knorpel überzogen. Durch den Band und Kapselapparat werden Oberschenkelkopf und Pfanne miteinander verbunden. Die Gelenkhöhle ist von der Gelenkkapsel umgeben, diese Bildung der Gelenkschmiere (Synovia) verantwortlich. Die Synovia ernährt den Gelenkknorpel und ermöglicht ein reibungsloses Gleiten.
Bei einer Fehlbildung, einer Dysplasie, passen Pfanne und Oberschenkelkopf nicht richtig zueinander. Dies führt zu einer Instabilität im Hüftgelenk. Manchmal ist die Pfanne zu flach, so das der Kopf aus ihr herausrutschen und an den Enden des Gelenks scheuern kann. In anderen Fällen ist der Oberschenkelkopf nicht korrekt ausgebildet. Der Gelenkknorpel verändert sich und kann sogar bis zum völligen Schwund abgerieben werden. Aus diese Veränderung innerhalb des Gelenks reagiert die Gelenkkapsel mit einer Entzündung.
Durch eine Hüftgelenks (HD) Röntgenuntersuchung kann beurteilt werden, wie das Hüftgelenk des Hundes einzustufen ist.
A = frei | in jeder Hinsicht unauffällige Gelenke |
B = Übergangsform | Schenkelkopf oder Pfannendach sind leicht unregelmäßig |
C = leichtgradige HD | Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind leicht unregelmäßig |
D = mittelgradige HD | Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind deutlich ungleichmäßig mit Teilverrenkungen |
E = hochgradige HD | Auffällige Veränderungen an den Hüftgelenken. Es kommt zu verschiedenen arthrotischen Veränderungen |
Hunde haben wie Menschen ein sehr individuelles Schmerzempfinden und so sagt ein Röntgenbefund nichts aus, über den Umgang des Hundes mit seiner Erkrankung. Ein Halter, der seinen Hund kennt und ihn beobachtet, wird vermutlich merken ab welchem Zeitpunkt sein Hund Schmerzen hat. In der Regel lässt die Aktivität des Hunde nach, er legt sich öfter hin, findet jedoch nur schwer eine bequeme Stellung. Beim Aufstehen hat der Hund Mühe und lahmt vielleicht sogar in der Hinterhand nach längerem liegen. Die Medikamentöse Behandlung wird sich auf Schmerz und Entzündungshemmung konzentrieren. Vorsicht ist im Umgang mit Cortison geboten, das dies Gewebe aller Art abbauen kann. Operativ gibt es verschiedene Möglichkeiten, etwas für einen HD-erkrankten Hund zu tun.
Bei jungen erkrankten Hunden können, mit nicht besonders schwerwiegenden Fehlbildungen, kann durch Bewegungstherapie und gleichzeitige Futterumstellung schwere Fälle vermieden oder gleichzeitig gar vermindert werden.
Zu bedenken: Auch wenn ein Hund aus einer guten Zucht stammt und dessen Eltern HD-frei sind, kann es trotzdem vorkommen, das er einen negativen Befund hat! Deshalb ist der Hund nicht weniger Wert! Jeder verantwortungsbewusste Züchter wird sein bestens geben, aber letzt endlich schauen auch wir nicht in die Genetik hinein.
ED – Ellenbogendysplasie
ED ist ein chronisch verlaufender Krankheitskomplex des Ellenbogengelenks schnellwüchsiger Hunderassen. Die ED stellt eine verebte Entwicklungsstörung des wachsenden Skeletts dar. Hohes Körperwachstum und Fütterungsfehler sind weitere begünstigende Faktoren. Die ED beginnt in der späten Wachstumsphase zwischen 4 bis 8 Monaten, mit einer schmerzhaften Veränderung des Gelenks und der Gelenkbildenden Knochenteile mit Lahmheit. Der Bewegungsumfang des Ellenbogens ist eingeschränkt. Frühzeichen sind Steifigkeit am morgen oder nach Ruhepausen. Die Krankheit schreitet Lebenslang fort und ist nicht heilbar! Eine weitgehende Schmerzfreiheit kann aber in vielen Fällen erreicht werden. Eine ED kann bei vielen Hunderassen auftreten. Besonders betroffen sind schnellwüchsige, große Hunderassen.
Schweregrade einer ED
Grad 0 = normal | keine Osteophyten oder Sklerose |
Grad 1 = Milde Arthrose | Osteophyten kleiner als 2mm oder Sklerose der Gelenkfläche der Elle |
Grad 2 = Moderate Arthrose | Osteophyten zwischen 2 und 5 mm groß |
Grad 3 = Schwere Arthrose | Ostephyten größer als 5 mm |
Patellaluxation
Die Patellaluxation, das bedeutet eine Verlagerung der Kniescheibe aus ihrer Gleitrinne im Oberschenkelknochen ist ein weit verbreitetes Problem bei vielen Zwerghunderassen.
Die Ursache für die Entstehung der Erkrankung ist nicht vollständig geklärt. Eine zu flach ausgebildete Gleitrinne und Abweichungen in der Knochenachse zwischen Ober- und Unterschenkel stehen häufig in Verbindung mit Luxationen der Kniescheibe. Die Erkrankung ist meist nicht von Geburt an vorhanden, sondern entwickelt sich während des Wachstums innerhalb des ersten Lebensjahres. Bei frühem Erkennen kann mit einer entsprechenden Behandlung den Hunden geholfen werden, damit es nicht zur Entstehung von Gelenkschäden kommt. Weiterhin kann durch züchterische Konsequenzen langfristig das Auftreten dieser Erkrankung vermindert werden. Dazu bedarf es der Mithilfe von Besitzern, Züchtern und Tierärzten.
©Vera Kohl